Das Dorf als Lebensraum der Generation

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Die neue Mehrfunktionsanlage in der Winninger Ortsmitte will einerseits die Grundversorgung in Winningen verbessern und für die Zukunft sicherstellen und andererseits dringend benötigte barrierefreie Lebens- und Wohnräume schaffen. Hier sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden um den gesellschaftlichen Wandel zu gestalten, der auch mit Blick auf die zu erwartenden demographischen Herausforderungen unumgänglich ist. Die Menschen und ihre Gesundheit rücken als gesellschaftliche Ziele in den Mittelpunkt. Die Lösungsansätze um dieses Ziel in der (Dorf-) Gemeinschaft zu befördern könnten lauten:

  • Leben und Wohnen im Alter gelingt, wenn die Rahmenbedingungen zukunftsorientiert gestaltet und eingebettet in die Dorfgemeinschaft sind. Die neuen Bewohner sind eingeladen, das Gestaltungspotential einer sich selbst organisierenden Gemeinschaft in ihrem Sinne zu entfalten.
  • Wohnen heißt, ein Zuhause zu haben und soziale Kontakte pflegen zu können.
  • Die Lebensqualität steigern und in einer Lebens- und Wohngemeinschaft zufriedener und gesünder leben.
  • Neue Konzepte aus der Architektur schaffen eine den verschiedenen Lebensphasen anpassbare Lebens- und Wohnumgebung, erhöhen die Selbständigkeit und erproben gleichzeitig neue Formen des Zusammenlebens.

Das Ganze wird nur nachhaltig funktionieren, wenn wir es gemeinsam wollen, wenn das Mehrfunktionshaus in der Ortsmitte mit all seinen Bausteinen zur regionalen Vorsorge unser Winninger Haus wird und wir das Projekt leben. Einige Bausteine der Gesamtanlage sind nach den Erfahrungen der Fachleute gesetzt. Andere Elemente können noch entwickelt werden, um eine ortsspezifische Ausgestaltung der Gesamtanlage zu erreichen, ausgerichtet an unseren Bedürfnissen und Wünschen.

Demographischer Wandel

Was bedeutet demographischer Wandel konkret? Nicht direkt Betroffene merken noch wenig davon.

Einige Fakten und Zahlen, die voraussichtliche Entwicklung bis 2030:

  • 6 Millionen weniger Menschen werden erwerbstätig sein und zahlen keine Beiträge mehr.
  • 5,4 Millionen mehr Menschen werden Rente beziehen.
  • Die Rentenbezugsdauer steigt von heute 9,1 Jahre auf dann 18,4 Jahre.
  • Bis 2050 werden 12 Millionen Menschen im Rentenalter sein.
  • Zurzeit leben in Deutschland 2,4 Millionen pflegebedürftige Menschen.
  • Bis 2050 wird sich diese Zahl verdoppeln.
  • Nur 2 % aller vorhandenen Wohnungen sind zurzeit barrierefrei.
  • Der aktuelle Bedarf liegt bei 15,7 %.

Heute wird noch ca. 70 % der Pflege in den Familien geleistet. Es sind überwiegend die selbst schon etwas „älteren“ Frauen, die diese Last noch tragen.

  • Dieses Potential nimmt ständig und rasant ab.
  • Ein riesiger Mangel an Pflegekräften im Sozialbereich ist absehbar.
  • Das Grundgesetz garantiert das Menschenrecht der Gleichwertigkeit der Lebensbereiche.
  • In der Realität besteht diesbezüglich noch Luft nach oben.

Wir rufen immer nach dem Staat und erwarten, dass auflaufende Probleme gelöst werden. Bisher kann uns aber niemand erklären, wie der Staat die Probleme lösen soll? Vereinzelung im Alter führt zu Depressionen, die Selbstmordrate steigt. Die Reserven an Pflegekräften werden immer knapper. Die Pflegekräfte aus unseren östlichen Nachbarländern haben wir schon weitgehend aktiviert. Wir dürfen nicht erwarten, dass die Politik oder der Staat diese Probleme in unserem Sinne lösen können!

Und nun die guten Nachrichten:

  • Wir müssen keine Angst haben, denn wir können selbst etwas tun.
  • Dabei hilft uns der Staat. Die Fachbehörden auf allen Ebenen (Bund, Land, Kreis) stehen uns zur Seite und helfen uns dabei uns selbst zu helfen.
  • Bürgerschaftliche Selbsthilfe ist ein anerkannt realistischer Weg, die auflaufenden Probleme zu meistern.
  • Wir müssen unsere Haltung ändern und uns auf die alten Werte Zusammenhalt und nachbarschaftliches Miteinander besinnen und können so gemeinsam den gesellschaftlichen Wandel gestalten.

Die Fachleute und Wissenschaftler sind sich einig: Neue Wohnformen und Strukturen für Sorge und Pflege für ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu entwickeln funktioniert nachhaltig nur auf der Grundlage einer solidarischen Gemeinschaft. Die Strukturen müssen kooperativ entwickelt werden und können die Keimzelle zu einem erforderlichen, grundlegenden Wandel in unserer Gesellschaft bilden!


Inhalte aus dem Buch: Etwas mehr Hirn, bitte von Prof. Gerald Hüther:

„Funktionierende Gemeinschaft kann nur entstehen, wenn die Mitmenschen als Subjekte wahrgenommen und nicht als Objekte von Bewertungen, Erwartungen oder gar Maßnahmen zur Zielverfolgung von Interessen gesehen werden. Solange die Mitmenschen im zweiten Sinne wahrgenommen werden, wird die Gemeinschaft gestört. Bei den Auseinandersetzungen geht es dabei selten um die Richtigkeit von Erkenntnissen, sondern um die Sicherung von Positionen, Privilegien und Interessen. Diese gesellschaftliche Grundhaltung zu ändern ist ein anspruchsvoller Prozess an dessen Ende idealerweise die Lust am eigenen Denken des Einzelnen sich mit der Freude am gemeinsamen Gestalten verbindet.

Lust am Selber-Denken und Freude am gemeinsamen Gestalten sind die Schlüssel, die im Einzelnen und in der Gemeinschaft angelegte Potentiale zur Entfaltung bringen können. Selbstorganisation führt so zwangsläufig zu einem Gefüge, dass die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaften so eigenständig wie möglich agieren können und gleichzeitig alle miteinander verbunden bleiben bei der Suche nach konstruktiven Lösungen für die gemeinsamen Ziele. Das Prinzip der Selbstorganisation ist die Basis für die Herausbildung und Aufrechterhaltung lebender Systeme und als ein sich selbst organisierender Prozess zu verstehen, der nur so nachhaltig funktionieren kann.“

Informationen zum Thema hier.

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Claus Fussek kommt zu Wort:

Claus Fussek ist Sozialpädagoge und Autor. Hauptberuflich ist er seit 1978 im ambulanten Beratungs- und Pflegedienst – Vereinigung Integrationsförderung – tätig. Darüberhinaus analysiert er Zustände in der Altenpflege und entwickelt Lösungsansätze zur Bewältigung der Problematik. Im Januar 2008 wurde ihm für sein besonderes Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen. Das Hauptanliegen Fusseks ist es, denen eine Stimme zu verleihen, die sich selbst kaum oder gar nicht gegen unangemessene Behandlung und unzureichende Pflege wehren können. Diese sollen die Freiheit haben, ihre Lebensform selbst zu bestimmen, z.B. wo sie wohnen und wie sie versorgt werden möchten. Außerdem stellte Fussek immer wieder fest, dass auch Pflegepersonal unter den Bedingungen leidet.


 

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